Otto Mueller
Otto Mueller (1874–1930) galt lange als der Romantiker unter den Expressionist:innen. Dieses Klischee, aber auch stereotype Darstellungen in seinem Werk werden 150 Jahre nach seiner Geburt neu eingeordnet und verhandelt. Dafür betrachten wir seine Menschen in der Natur, seine Badenden sowie seine Porträts.
„Hauptziel meines Strebens ist mit größtmöglicher Einfachheit, Empfindungen von Landschaft und Mensch auszudrücken.“
(Otto Mueller)
Unnatürlich natürlich?
Mit der Sehnsucht nach dem Natürlichen und Ursprünglichen, mit seinen Aktmalereien, stellte sich Otto gegen die rasanten Veränderungen und gesellschaftlichen Zwänge seiner Zeit. Die Künstlergruppe „Brücke“, der Otto von 1910 bis 1913 angehörte, bewegte sich ebenfalls in diesem Spannungsfeld. Sie lehnte die traditionelle akademische Kunst mit gestellten Posen ab und suchte nach einem unmittelbaren Ausdruck – was nicht bedeutet, dass die Kompositionen Zufall waren. Die Gruppe konzentrierte sich auf Form, Fläche und Farbe. Dabei ließ sie sich von Orten und Kulturen inspirieren, die für sie Freiheit und Natur bedeuteten. Otto fand diese Sehnsuchtsorte zum Beispiel auf Fehmarn, im Riesengebirge und im Südosten Europas.
Auf der Suche nach seinem eigenen Stil studierte er jedoch zunächst klassische Vorbilder.
Voyeurismus
Die Venus von Lucas Cranachs d. Ä. (1472–1553)
Die Venus von Lucas Cranachs d. Ä. (1472–1553) entsprach mit der zierlichen Figur dem Schönheitsideal[SN1] . Das Motiv des Gemäldes [SN2] wurde erst 1900 wiedererkannt. Mueller erlebte den damit verbundenen Cranach-Boom mit und fand in den dessen Frauengestalten ein Vorbild. Eine Reproduktion hing in Ottos Atelier. Vielleicht inspirierte ihn auch das hauchzarte Tuch.
Sex sells?!
Das "Erotische Sujet" als Möglichkeit schamlosen Voyeurismus'.
Drama, Baby!
Die Helldunkel-Malerei nutzt starke Kontraste aus Licht und Schatten und diente den Künstler:innen zur dramatischen Inszenierung.
Tassen hoch!
Ausgelassene Gesellschaften bei Speis und Trank waren ein beliebtes Genremotiv der holländischen Malerei.
Liebe zum Detail
Vor allem in den Porträts zeigt sich Heimbachs Begabung für detaillierte Darstellung von Gesichtern, Kleidungs- und Schmuckstücken.
Sinn und Sinnlichkeit
Seine Gehörlosigkeit und die damit verbundene gesellschaftliche Stigmatisierung wusste Heimbach zu überwinden, indem er ein Leben auf Wanderschaft an verschiedenen europäischen Höfen führte.
Auf und davon!
Heimbach reiste Zeit seines Lebens und arbeitete u. a. an den Höfen in Wien, Neapel, Rom, Florenz und Kopenhagen für so bedeutende Auftraggeber wie Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, Papst Innozenz X. und den dänischen König Frederik III.
Heimbachs Spezialisierung
Wolfgang Heimbach bezeichnet sich selbst in Dokumenten und Signaturen als „Conterfeyer“, Bildnismaler. In der Tat hat er sich auf Porträts und Genreszenen, Darstellungen aus dem alltäglichen Leben, spezialisiert, die in seinem Werk zahlenmäßig stark vertreten sind.
Wolfgang Heimbach
Bildnis eines unbekannten Kaufmanns, 1662
National Gallery, London
Entsprechende Spezialisierungen finden sich im 17. Jahrhundert auch bei anderen Malern. Insofern ist es bemerkenswert, dass Heimbach sich auch an der Historienmalerei versucht, die innerhalb einer Hierarchie als die höchste Gattung angesehen wird. Dies zeigt den Ehrgeiz des Malers, erklärt teilweise aber auch Qualitätsunterschiede in seinem Œuvre.
Geburt um 1613
Wolfgang Heimbach wird in Ovelgönne bei Oldenburg geboren und ist von Geburt an gehörlos. Sein Vater, Wolff Heimbach, steht als Verwalter in Diensten des Grafen Anton Günther von Oldenburg, der den jungen Heimbach fördert.
Niederlande 1630–35
Es ist unbekannt, ob der Maler seine Lehre in Oldenburg oder erst in den Niederlanden macht, wahrscheinlich ist jedoch, dass er sich ab 1630 in den Niederlanden aufhält, wahrscheinlich in Amsterdam, vielleicht auch in Haarlem, Delft und Utrecht. Spätestens 1636 kehrt er nach Ovelgönne zurück.
Bremen 1636/37
Heimbach ist in Bremen für angesehene Bürger wie die Goldschmiedefamilie Blum tätig.
Wien 1640-42
Heimbach reist über den Kaiserhof in Wien nach Italien. Es entsteht ein Porträt für den Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich und ein weiteres großformatiges Gemälde, das sogenannte Nächtliche Mahl, beide heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Italien ab 1644
1644/45
Das erste Ziel in Italien ist die südliche Hafenstadt Neapel, wo Heimbach Porträtaufträge für angesehene Persönlichkeiten am Hof des Vizekönigs ausführt.
1645/46
Heimbach führt in Rom Porträtaufträge für den neu gewählten Papst Innozenz X. aus.
1646/47
In Florenz arbeitet der Künstler für Vittoria della Rovere, die Großherzogin der Toskana. Ende des Jahres 1646 unternimmt er eine Wallfahrt nach Loreto, den zweitwichtigsten Wallfahrtsort in Italien. Zu diesem Zeitpunkt war er also bereits zum katholischen Glauben konvertiert.
Oldenburg 1652
Nach 1648
Heimbach reiste über Böhmen (Prag, Nachod) und vielleicht auch über Nürnberg und Brüssel zurück in die Heimat.
1652
Nach Oldenburg zurückgekehrt, erhält Heimbach über sechs Monate hinweg eine Anstellung als Hofmaler von Graf Anton Günther und damit Lohn, freie Kost und Logis: Er residiert in dieser Zeit im Oldenburger Schloss, hat dort seine Werkstatt, nimmt die Mahlzeiten mit den übrigen Bediensteten des Hofes ein und bekommt einen festen Lohn von 200 Reichstalern.
Es entstehen neun Gemälde, darunter auch die biblische Historie „Jakob und Rahel“, die sich durch ihre hellen und frischen Farben auszeichnet.
Kopenhagen ab 1653
1653–1662
Heimbach lebt und arbeitet in Kopenhagen als Hofmaler des dänischen Königs Frederik III., dem nächsten Verwandten des Oldenburger Grafen. Der König ist ein großer Kunstliebhaber und versammelt an seinem Hof überwiegend holländische Künstler, aber auch einige deutsche wie Wolfgang Heimbach. Nach ungefähr achteinhalb Jahren in Kopenhagen bittet er um einen Urlaub, um seinen alten Vater „vor seinen abscheide dieser Welt“ noch einmal zu sehen.
Oldenburg ab 1662
1662–1669
In seiner Heimat lässt sich Heimbach bis zum Tod des Grafen Anton Günther 1667 wiederholt in seiner Heimat durch Zahlungen aus der gräflichen Kasse belegen. Eine erneute Anstellung als Hofmaler wird ihm jedoch nicht gewährt. Mit einem monumentalen Reiterbildnis versucht er wohl den dargestellten Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen in Münster als Auftraggeber zu gewinnen, allerdings vorerst erfolglos. 1667 reist der Künstler in der Hoffnung auf eine weitere Anstellung nach Kopenhagen, wurde darin jedoch enttäuscht.
Münsterland ab 1670
1670–79
Seine letzten Lebensjahre verbringt Heimbach im Münsterland. Bis mindestens 1675 arbeitet er für den Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen in Münster und Coesfeld, wo sich von Galen eine Zitadelle mit Schloss erbauen lässt. Das herausragende Werk dieser Zeit entsteht 1670 in Coesfeld und verbindet ein Stillleben mit einem trompe l’œil, einer Magd, die durch eine gesprungene Scheibe blickt. 1678 ist Heimbach für den Hof in Osnabrück tätig, wo er im Folgejahr verstirbt und auch beerdigt wird.