23.09.25 | Kultur Zwei Weltenkünstler zwischen Gemeinsamkeiten und Gegensätzen
Picasso und Kirchner begegnen sich im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster
v.l.n.r.: Der LWL-Landesdirektor Dr. Georg Lunemann, die wissenschaftliche Volontärin Patricia Nünning, die Ausstellungskuratorin Anna Luisa Walter, die Direktorin des Kirchner Museums Davos Katharina Beisiegel und der Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur Dr. Hermann Arnhold freuen sich auf die Ausstellungseröffnung von "Kirchner. Picasso" (26.9. - 18.1.26).
Foto: LWL / Gregor Wintgens
Am Anfang des 20. Jahrhunderts sind Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) und Pablo Picasso (1881-1973) Zeitzeugen einer neuen Epoche und erzählen in ihren Werken von Aufbruch, Krisen und Leidenschaft. Geboren wurden sie im Abstand von nur einem Jahr im bayrischen Aschaffenburg und in der spanischen Hafenstadt Málaga. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen an. Das ist Thema der Ausstellung, die die beiden Künstler vergleichend betrachtet. Dafür werden zu Beginn die Künstlerbiografien Kirchners und Picassos vorgestellt und die Künstler, ihre Motive und das Zeitgeschehen miteinander verknüpft.
"Die Ausstellung 'Kirchner. Picasso' stellt zwei der einflussreichsten Künstler der klassischen Moderne in einen spannungsvollen Dialog", erklärt der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann. "Beide haben mit ihren Gemälden sowie ihrem grafischen und skulpturalen Werk Kunstgeschichte geschrieben - und dabei ein Bild vom Menschen, insbesondere von Frauen, entworfen, das wir heute neu betrachten. Denn als öffentliche Kulturinstitutionen tragen Museen Verantwortung: für die Vermittlung von Kunst, aber auch für die Vermittlung der zeitlichen Kontexte, in denen die Kunstwerke entstanden sind."
Ausstellung und Bildthemen
Picassos Einfluss auf den Kubismus und andere Kunststile wie auch Kirchners Rolle bei der Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" machen beide zu bedeutenden Vertretern der Moderne. Gemein ist ihnen ihre Freude an Innovation, ihre künstlerische Selbstinszenierung sowie die Wahl ihrer Bildmotive. Neben der Unterhaltungskultur und dem Porträt ist die Wiedergabe weiblicher Akte ein wichtiges Bildthema der beiden Künstler. Auch die Darstellung von Frauen und die Arbeit mit teils minderjährigen Modellen erfordern eine zeitgemäße Betrachtung beider Künstler, der das LWL-Museum für Kunst und Kultur nachkommt.
"Die Ausstellung weitet in der Gegenüberstellung der Arbeiten von Picasso und Kirchner den Blick und befasst sich im Kern mit der bislang von der Kunstgeschichte vernachlässigten Frage nach Verbindungen und Unterschieden im Werk dieser beiden großen Künstler", betont Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur. "Die Befragung ihrer Bilder, Zeichnungen und Skulpturen gibt Aufschluss über die künstlerische Entwicklung Picassos und Kirchners, die die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Zahlreiche hochkarätige Hauptwerke aus ihrem Oeuvre sind dank der großzügigen Unterstützung der Stiftung Kunst hoch drei in der Ausstellung in Münster zu sehen."
Dies wird ermöglicht durch sechs Ausstellungsräume mit thematischen Schwerpunkten, die die Künstler, ihre Modelle und die verschiedenen Bildthemen beleuchten. Dazu zählen neben der Großstadt mit ihren Licht- und Schattenseiten auch das Motiv der Badenden als Symbol für Unbeschwertheit und Lebensgenuss. Aber auch die Porträts weiblicher Modelle spielen eine wichtige Rolle. Daneben werden auch die Künstlerateliers selbst als Orte des Zusammenkommens, Experimentierens und des Austausches betrachtet.
100 Werke aus bedeutenden europäischen Museen zeigen anhand dieser Motive Gemeinsamkeiten und Gegensätze der beiden Künstler auf. Für die Ausstellung hat die Kuratorin Anna Luisa Walter ein Atelier und ein Varieté nachbauen lassen, damit Besuchende in die Lebenswelten und in die Arbeitsweise der Künstler eintauchen können.
Neben den Parallelen in ihren Arbeiten weisen gerade die Lebenswege der beiden Künstler Unterschiede auf. Dies wirkt sich wiederum auf die Ausstellung aus. Kirchners Suizid im Jahr 1938 hat sein Schaffen vorzeitig beendet. Da Picasso hingegen noch bis 1973 weiterlebte, sind von diesem weit mehr Werke erhalten geblieben und bekannt.
Viele von Kirchners Werken befinden sich heute im Kirchner Museum Davos und wurden für die Ausstellung an das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster verliehen. Fachliche Unterstützung hat das LWL-Museum für Kunst und Kultur vom Direktor des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster, Prof. Dr. Markus Müller, erhalten. Dieser hat den ersten Raum der Ausstellung "Kirchner. Picasso" zu der künstlerischen Avantgarde in Deutschland und Frankreich kuratiert. Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen und zeigt anlässlich des Jubiläums in einer Ausstellung (bis 9.11.) mehr als 100 Porträtfotografien zu Picasso und der Pariser Moderne.
Kooperation
Die Sonderausstellung findet in Kooperation mit dem Kirchner Museum Davos statt, das in seiner Ausstellung (15.2. - 3.5.26) einen Fokus auf den Werdegang der Künstler legt.
"Mit 'Kirchner. Picasso' präsentieren und ermöglichen das Kirchner Museum Davos und das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster in einer Kooperation erstmals in diesem Umfang die Begegnung der Kunst zweier bedeutender Künstler der Moderne und erfüllen damit post-hum einen großen Wunsch Kirchners", sagt die Direktorin des Kirchner Museum Davos, Katharina Beisiegel. Dieser hat sich bereits zu seinen Lebzeiten eine Ausstellung gewünscht, die ihn und Picasso zeigt und gegenüberstellt.
Die Ausstellung "Kirchner. Picasso" kann ab Freitag (26.9.) im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster besichtigt werden. Tickets sind ab sofort im Vorverkauf über den Online-Ticketshop des Museums erhältlich. Ab dem 16.10. bietet das Museum anlässlich der Sonderausstellung erweiterte Öffnungszeiten an. Donnerstags und freitags wird das Museum bis 20 Uhr geöffnet haben. Dies gilt auch an Feiertagen. Für Schulen und Kitas werden ebenfalls erweiterte Öffnungszeiten angeboten. Zudem hat das LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster ergänzend zur Ausstellung ein umfangreiches Kultur- und Kunstvermittlungsprogramm vorbereitet. Dazu zählen ein Literaturgespräch der Journalistin, Publizistin und Kunstkennerin Rose-Maria Gropp (FAZ) zu ihrem Buch "Göttinnen und Fußabstreifer: Die Frauen und Picasso" am 23.10. Im Januar findet ein audiovisuelles Konzert zu Kirchner und Picasso statt. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter Telefon 0251 5907-201 oder auf der Website des Museums.
Gefördert von der LWL-Kulturstiftung, der Stiftung Kunst³, der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost und der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Termine und Informationen
Am Eröffnungsabend am Donnerstag (25.9.) ist der Eintritt ab 18.30 Uhr im LWL-Museum für Kunst und Kultur frei. Am Langen Freitag im Oktober (10.10.) ist der Eintritt in die Ausstellung ab 18 Uhr ebenfalls frei, und es werden Touren und ein thematisch passendes Programm zur Ausstellung geboten.
Familientag
Sonntag, 5.10., 11 bis 17 Uhr
Junge Nacht
Freitag, 14.11., 18 bis 24 Uhr
Öffentliche Rundgänge
Dienstag 16.15 Uhr
Mittwoch 12.15 Uhr
Donnerstag 15.15 Uhr
Freitag 12.15 Uhr
Samstag und Sonntag: 11.15 Uhr, 14.15 Uhr, 16.15 Uhr
Kurator:innen-Tour "Kirchner. Picasso"
Mittwoch, 1.10., 16.30-17.30 Uhr
Inklusiver Rundgang für Menschen mit und ohne Sehbehinderung durch "Kirchner. Picasso"
Freitag, 17.10., 15-16.30 Uhr
Digitale Angebote
Digitelling: https://www.lwl-museum-kunst-kultur.de/de/digitales/digitelling/digitelling-kirchner-picasso/
Instagram Live Touren: Dienstag 18 Uhr
Literaturgespräch
Donnerstag, 23.10., 19.30 Uhr
mit der Journalistin und Publizistin Rose-Maria Gropp und Dr. Daniel Müller Hofstede über ihr Buch "Göttinnen und Fußabstreifer: Die Frauen und Picasso"
Konzert
Audiovisuelles Konzert feat. Picasso 6 Kirchner
Ensemble Embrassy und Kurt Laurenz Theinert (Visual Piano)
Montag, 19.1.26, 19 Uhr
Ernst Ludwig Kirchner, Alpweg nach dem Gewitter, 1923/24, LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL / Sabine Ahlbrand-Dornseif
Ernst Ludwig Kirchner, Frau mit Kind unter Tannen, 1936, LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL / Hanna Neander
Ernst Ludwig Kirchner, Kaffeetafel (Vs), 1908, Erworben mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL / Sabine Ahlbrand-Dornseif
Ernst Ludwig Kirchner, Akrobatenpaar - Plastik, 1932-1933, Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1990.
Foto: Jakob Jägli
Ernst Ludwig Kirchner, Blonde Frau in rotem Kleid (Bildnis Frau Hembus), 1932, Privatsammlung.
Foto: Dominique Uldry
Ernst Ludwig Kirchner, Mandolinistin, 1921, Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1990.
Foto: Jakob Jägli
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Claudia Miklis, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-168, presse.landesmuseum@lwl.org.
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Tel.: 0251 5907-210Domplatz 10 48143 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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