13.03.19 | Kultur Eine Silhouette vergangener Zeiten
Das LWL-Museum präsentiert ein bäuerliches Familienbildnis als Kunstwerk des Monats
Der Scherenschnitt, auch Silhouette genannt, des Künstlers Caspar Dilly zeigt die Bauernfamilie Baumeister-Reckert zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ist das Kunstwerk des Monats März im LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL/Hanna Neander
Das Bild zeigt die Familie Baumeister aus Bielefeld-Deppendorf in ihrer Stube im Jahr 1805. Die Familie will sich als Teil der besseren Gesellschaft darstellen - das machen Prestigeobjekte wie ein Barockspiegel und ein Tafelklavier deutlich, die man auch in adeligen und bürgerlichen Haushalten fand. Dillys Werk ist die früheste Abbildung der Ravensberger Frauentracht mit ihren gestickten Hauben, Bändern und Schultertüchern. Von Dorf zu Dorf verschieden drückt diese Tracht dörfliche Identität und sozialen Rang aus. Die Collage ist das erste bekannte Werk des Wanderkünstlers Caspar Dilly (1767-1841), der nicht nur die Personen, sondern auch ihre Besitztümer als Scherenschnitte darstellte und zu einer Collage vereinigte.
Die Silhouette war das preiswerte Modebildnis des späten 18. Jahrhunderts. Es galt als ein objektives Porträt, da es auf dem Schattenwurf des Gesichts beruhte, also exakt aufgenommen werden konnte. Dilly schuf aber mit seiner Schere nicht nur Schattenrisse der Personen, sondern auch der Gegenstände, gab ihnen mit Pinsel und Wasserfarben innere Konturen und Muster und vereinigte alles zu einer Collage, so dass die Bildschichten plastisch hintereinanderlagen. So wertete er Personen, ihre Kleidung und ihre Besitztümer auf, inszenierte die Persönlichkeiten im häuslichen Rahmen, im Kreise ihrer Familie.
Für Dr. Gerd Dethlefs, Kurator für westfälische Landesgeschichte im LWL-Museum für Kunst und Kultur, ist der Scherenschnitt der Familie Baumeister "ein einzigartig frühes Beispiel von hoher Aussagekraft für die Kleidungscodes auf dem Lande in der bäuerlichen Oberschicht sowie ein Zeugnis typischer Familiengeschichten im preußischen Westfalen".
Seit 1978 stellt das Museum jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung detailliert vor. Ein Text zum Kunstwerk des Monats ist im Museumsshop für 1 Euro erhältlich. Das Kunstwerk des Monats ist im Museumsfoyer ausgestellt.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und André Bednarz, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-311, andre.bednarz@lwl.org
LWL-Museum für Kunst und Kultur
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