08.08.16 | Kultur Exponate auf einen Blick: Elektroschockgerät ¿Konvulsator III¿ (1951)
Sonderausstellung ¿Homosexualität_en¿ im LWL-Museum für Kunst und Kultur
"Konvulsator III" von 1951: Homosexualität wurde lange Zeit mit Elektroschocktherapien "behandelt".
Foto: LWL
Elektroschock-Gerät "Konvulsator III" von Siemens (1951)
Es ist noch gar nicht lange her, da galt Homosexualität auch in Deutschland als behandelbares psychisches Leiden. Noch bis 1992 erfasste der Krankheiten-Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität unter dem Klassenkürzel 302.0 als eigene Krankheit. ¿Bei der Behandlung der vermeintlich psychisch kranken Männer und Frauen kam bis in die 1960er Jahre auch Elektroschocktherapie zum Einsatz¿, erzählt Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold.
Die Ausstellung im Landesmuseum widmet sich auch diesem Teil der Geschichte der Homosexualität mit ausgewählten Exponaten. Der ¿Konvulsator III` der Firma Siemens stammt aus dem Jahr 1951. Mithilfe dieses Elektroschockapparates sollten homosexuelle ¿Patienten¿ bestimmte Reize mit negativen Assoziationen in Form von Schmerzen verbinden. Dafür wurden ihnen beispielsweise homoerotische Abbildungen gezeigt, während sie gleichzeitig Elektroschocks erhielten. Im nächsten Schritt der ¿Behandlung¿ bekamen die Personen Bilder heterosexueller Natur gezeigt ¿ diesmal ohne begleitende Schmerzen. Arnhold: ¿Durch diese Form der negativen Konditionierung sollte homosexuelles Begehren quasi ab- und heterosexuelles Begehren antrainiert werden.¿
Erst ab den 1970er Jahren veränderte sich die Sicht der Wissenschaft. Homosexualität wurde zunehmend als normale Variante menschlicher Entwicklung gesehen. Auf medizinische oder wissenschaftliche Begründungen für die Diskriminierung Homosexueller kann sich heute niemand mehr berufen.
Elektroschocks werden in der psychiatrischen Behandlung übrigens noch immer angewandt - allerdings unter deutlich humaneren Bedingungen und lediglich in speziellen Fällen wie etwa besonders schweren Depressionen.
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