09.11.12 | Kultur Über Niedertracht und Neid
LWL-FilmGalerie zeigt ¿Jagdszenen aus Niederbayern¿
Kaum ein anderes Genre zog derartig geballte Kritik bei den 8. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen auf sich wie der Heimatfilm. Der Kitsch des Förster-, Alpen- und Heideschwulstes vereinte alle Feindbilder. Fleischmann war der erste Filmemacher, der gegen das Genre zu Felde zog.
In seinen ¿Jagdszenen¿, nach einem Theaterstück von Martin Sperr, der zugleich die Hauptrolle spielt, präsentierte er anstelle des zuckersüßen Landidylls eine bäuerliche Welt der Niedertracht und des Neids, der selbstgefälligen Engstirnigkeit und des mörderischen Konformismus.
Sein Sozialdrama um einen vom Gerücht homosexueller Neigungen stigmatisierten Außenseiter wurde erwartungsgemäß zu einem Skandalfilm, gerade in Niederbayern, wo der Film als ¿Sauerei¿ empfunden wurde. Eine Flut an Schmähbriefen hat sich erhalten und Bekenntnisse etwa der Art, der Film ¿entbrenne den heiligen Zorn der Niederbayern, die sich ein gesundes Empfinden bewahrt haben und zu alter Vätersitte stehen¿, sind durchaus repräsentativ. Dass Niederbayern indes überall ist und wie schnell die Verführbarkeit der Masse auch in der Großstadt faschistoide Züge annehmen kann, hatte Fleischmann schon kurz zuvor in seinem ersten Film ¿Herbst der Gammler¿ (1965) aufgezeigt.
Prof. Dr. Reinhold Zwick vom Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster führt in den Film ein.
Im Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Freiherr-vom-Stein-Platz 1, werden jeweils dienstags um 19.30 Uhr Meisterwerke des Neuen Deutschen Films der 1960er Jahre gezeigt. Der Eintritt beträgt 5 Euro.
Veranstaltungsort:
LWL-Landeshaus
Freiherr-vom-Stein-Platz 1
48147 Münster
Pressekontakt
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