16.02.12 | Kultur Korrektur: "Sühne für vergossenes Blut"
Borghorster Reliquienkreuz erzählt in der Ausstellung "Goldene Pracht" in Münster vom mittelalterlichen Stiftungswesen
Logo der Ausstellung "Goldene Pracht"
Die Ausstellung "Goldene Pracht" ist ein Kooperationsprojekt des Bistums Münster, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Exzellenzclusters. Vom 26. Februar bis 28. Mai 2012 präsentiert sie auf 1.500 Quadratmetern 300 herausragende Werke der Goldschmiedekunst des 10. bis 16. Jahrhunderts. Die Kuratoren haben 220 nationale und internationale Leihgaben zusammengetragen, 180 aus westfälischen Kirchen, Klöstern, Archiven und Museen.
Das Reliquienkreuz aus dem Stift Borghorst erzählt dem Besucher der Ausstellung "Goldene Pracht" viel über das Stiftungswesen des Mittelalters: "Die Vorstellung, dass sich das ewige Seelenheil durch irdische Leistungen verdienen lässt, führte damals zu einem differenzierten Stiftungswesen", so der Historiker. "Als Gegenleistung für wertvolle irdische Gaben wie Kunstwerke, Kreuze und Kelche erhofften sich die Menschen des Mittelalters, dass Gott ihre Fegefeuer-Zeit verkürze."
Das Borghorster Kreuz zeige eindrucksvoll, dass die Menschen tatsächlich existentielle Ängste ausgestanden hätten. "Der salische Kaiser Heinrich III. ließ 1048 einen sächsischen Grafen namens Thietmar, der wohl Vogt von Borghorst war, wegen eines angeblichen Mordplans gegen den Kaiser zu einem gerichtlichen Zweikampf verurteilen. Dabei wurde der Graf erschlagen", berichtet Prof. Althoff. "Als dessen Sohn daraufhin den Sieger des Zweikampfes gefangen nahm und ihn brutal von zwei Hunden zerfleischen ließ, schickte der Kaiser ihn ins Exil und konfiszierte seinen Besitz, darunter wohl auch das Stift Borghorst. So ist die Stiftung des Kreuzes vielleicht als Sühne für das vergossene Blut und als Zeichen für die Bereitschaft zum Frieden zu verstehen." Die prachtvolle Gestaltung des Kreuzes zeugt nach den Worten des Experten vom Willen der Stifter, ein außergewöhnliches Zeichen zu setzen.
Das Kreuz steht im Mittelpunkt des zweiten Ausstellungsraums, wie Althoff erläutert. "Im Raum ,Karl der Große und die Folgen. Frühe Stiftungen kirchlicher Schatzkunst` zeigen wir den Besuchern, wie es nach der Christianisierung Westfalens im 9. Jh. zu ersten hochrangigen Stiftungen von Goldschmiedekunst kommt." Das Borghorster Stiftskreuz stehe beispielhaft für die Stiftungen weltlicher Eliten. (ska/vvm)
Hinweis: Weitere Informationen unter http://www.goldene-pracht.de
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