05.01.11 | Kultur Material im Wandel
Neue Alchemie: Von Vogelkäfig zu Vogelnest
Dem Vogel ein angemessenes Haus zu schaffen: Eine Lösung zeigt Björn Braun mit dieser Installation.
Foto:LWL
Man muss ganz nah rangehen, um den Witz der Collagen von Björn Braun zu erfassen: Der Künstler hat Abbildungen aus Reiseführern und antiquarischen Büchern genommen, die idyllische Landschaften, meist Bergwelten, und friedliche Dörfer zeigen. Sie geben ein nostalgisches Bild des Daseins wieder, das den realen Lebenserfahrungen in der globalisierten Welt zu widersprechen scheint. Björn Braun manipuliert diese Bilder, indem er Motive entfernt oder hinzufügt. Das Muster eines Fachwerkhauses schmückt plötzlich das Kleid der Frau, die mit einem Mann vor dem Haus posiert. Braun benutzt dabei stets nur das vorhandene Material: Es wird nichts Fremdes hinzugefügt, aber auch nichts endgültig entfernt ¿ aus jeder Zerstörung entsteht etwas Neues. Neben der Veränderung des Äußeren greift der Künstler, der in Karlsruhe lebt, aber vor allem in die sinnhafte und inhaltliche Ebene ein. Immer wieder tauchen dabei Symbole von Heimat und Sesshaftigkeit auf, etwa Häuser und Hütten, aber auch Stühle und Bänke. Es sind Orte des Rückzugs, der Ruhe und des Schutzes ¿ Orte also, die in unseren hektischen Zeiten, in denen das bewusste Ausruhen und Innehalten nur noch wenig Platz findet, immer notwendiger erscheinen.
Dem Thema Behausung widmet sich Braun auch aus einer ganz anderen Perspektive mit einer Installation, die aus einem Vogelkäfig entstanden ist. Es ist schon etwas paradox: Der Mensch erfreut sich an der Natur, indem er sich einen Vogel als Haustier hält. Doch anstatt ihm eine angemessene Wohnung zu schaffen, gibt er dem Vogel einen Käfig in der Form eines typischerweise von Menschen bewohnten Hauses. Björn Braun hat dem Käfig einzelne Streben entnommen und daraus ein Vogelnest gebaut, das sich wie eine Schutzzone, ein privater Rückzugsraum im Käfig befindet. Das zwiespältige Verhältnis von Natur und Kultur könnte nicht anschaulicher dargestellt werden.
Weitere Informationen unter http://www.lwl-landesmuseum-muenster.de.
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