27.11.09 | Kultur Erotische Anspielungen
LWL-Landesmuseum zeigt Ausstellung über Max Ernst und Peter Schamoni
Matin et soir (pyrometrische Uhr), Öl auf Holz und Collage, 1930, Privatsammlung.
© VG Bild-Kunst Bonn
¿Unangenehme Objekte, Geschlechtsteile, Schnüffelobjekte, Gipsabgüsse, Souvenirs, Einzelteile aus prophetischen Träumen, Vergeistigung von Gelüsten.¿ So fasste Max Ernst 1933 die in Frage kommenden Objekte für seine Collagen stichwortartig zusammen. Wie in seinem Materialbild ¿Matin et Soir¿ (Morgen und Abend) waren Erotik beziehungsweise die Tabuisierung von Sexualität immer wieder Thema dadaistischer und surrealistischer Kunst.
In einer Keramik-Werkstatt fand Ernst die passenden Objekte, um dieses Thema künstlerisch aufzugreifen: Pyrometer ¿ Hitzemesser. Sie dienten dazu, das Brennen von Töpferwaren zu überwachen. Der Fertigungsprozess war dann abgeschlossen, wenn sich die vertikale, ¿erigierte¿ Form im Ofen nach unten neigte. Max Ernst bezeichnete diese Temperaturanzeiger als pyrometrische Uhren: ¿Wenn sie herabsinken, ist das Vergnügen vorbei¿, amüsierte er sich über den erotischen Hintersinn dieser Merkzeichen. 1930 verwendete er sie in mehreren Kunstwerken, so auch für ¿Matin et Soir¿, eine Kombination aus Ölbild und Collage auf Holz. Hier lässt der Ort der Anbringung des Pyrometers innerhalb der überraschend plastisch wirkenden Schlangenfigur seine sexuelle Bedeutung offensichtlich werden.
Das Werk entstand zu einer Zeit, in der sich die Surrealisten mehr und mehr dem ¿objet trouvé¿ zuwandten, dem vorgefundenen Objekt, das sie mitunter als ¿Readymade¿ zum Kunstwerk an sich erklärten. So radikal ist Max Ernst der surrealistischen Strömung nie gefolgt, auch bei ¿Matin et Soir¿ gliederte er das gefundene Objekte in einen überraschenden Kontext ein und interpretierte es so neu.
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Pressekontakt: Claudia Miklis, Telefon: 0251 5907-168, claudia.miklis@lwl.org und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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