14.05.09 | Kultur Piene-Lichtwand abgebaut
Umbau des LWL-Landesmuseums
Der ZERO-Künstler Otto Piene setzte mit seiner Lichtwand ¿Silberne Frequenz¿ ein Zeichen für einen Neuanfang, nachdem die Kunst der Nachkriegszeit zunächst von der Wiederaufnahme und Anknüpfung an die expressiven Tendenzen der 1920er Jahre geprägt war. Aber auch die Experimentierfreude und materielle Auflösung von Kunst sollten zum Ausdruck kommen. Ästhetische Phänomene wie Lichterscheinungen und Raumstrukturen rückten in den Mittelpunkt des Interesses. Als Wegbereiter für dieses neue Kunstverständnis gilt der Italiener Lucio Fontana, der 1946 in seinem Manifesto Blanco Kunst als ¿geistigen Akt, der von jeglicher Materie befreit ist¿ versteht. Für Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker ¿ die drei ersten Mitglieder der Düsseldorfer ZERO-Gruppe ¿ wurde er so, neben Yves Klein, zum Zeuge für ihre eigene Hinwendung zum Raum.
Pienes erste Arbeit ¿Frequenz¿ aus dem Jahr 1957 kann als Vorarbeit zur späteren Lichtwand in Münster gesehen werden. Dabei experimentierte er mit Karton- und Metallrastern, durch die hindurch er Farbe spachtelte. Er verwendete Öl- und Aluminiumfarbe, vornehmlich in weiß, gelb oder silbrig, um zu einer optimalen Thematisierung von Licht und Lichteffekten zu gelangen.
In der weiteren Folge seines experimentellen Herangehens an die eigenen künstlerischen Arbeitsmethoden entdeckte Piene die Möglichkeiten von Feuer und Rauch, neben dem Licht weitere Beispiele für sozusagen ¿immaterielle Malmittel¿. Hieraus entwickelte er ab den 1960er Jahren seine sogenannten Lichtballette. Mittels Scheinwerfer und anderer lampenartiger Objekte werden durch Rotation der Reflektoren eigentümliche Lichtbilder auf die Wände geleitet.
Geprägt durch den Zweiten Weltkrieg, der den Zusammenbruch sämtlicher ethischer und moralischer Kategorien mit sich brachte, erfuhr seine Generation sowohl ästhetische als auch antiästhetische Grenzerfahrungen. Otto Piene verweist in Interviews immer wieder auf die Faszination der Lichtorgeln und Scheinwerfer, die er als junger Flak-Helfer zu sehen bekam.
Der Abriss naht: In den vergangenen Tagen wurden die 635 Kugeln der ¿Silbernen Frequenz¿ von Otto Piene an der Fassade des LWL-Landesmuseums demontiert.
Fotos: LWL
Pressekontakt
Dorothee Rößmann, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-209 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung