03.08.09 | Kultur Kunstwerk des Monats August
Das Porträt des ¿Captain Coram¿ von William Nutter
William Nutter nach William Hogarth, Bildnis Thomas Coram an einem Tisch sitzend, 1796, Porträtarchiv Diepenbroick, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster.
Foto: LWL
Die 1796 datierte Radierung in Punktiermanier von William Nutter (1754-1802) aus dem Porträtarchiv Diepenbroick im LWL-Landesmuseum zeigt in einer Säulenhalle den 72-jährigen Thomas Coram im Sessel. Elemente wie Säule, Vorhang und Fensterausblick entsprechen dem Formenkanon höfischer Porträtmalerei. Im Unterschied zur traditionellen Porträtauffassung charakterisiert jedoch ein freundliches, derbes Gesicht den Dargestellten als Individuum. Auch die breitbeinige Sitzhaltung entspricht nicht dem höfischen Protokoll.
Auf einem runden Beistelltisch liegt die ¿Royal Charter¿ von 1739. Erst diese königliche Stiftungslizenz ermöglichte das Lebenswerk Corams, das Kinderheim ¿Foundling Hospital¿. Mit seiner frühen bürgerlichen Wohltätigkeitsgesellschaft ging Coram in die Geschichte Englands ein. Tief berührt von dem Schicksal tausender jährlich ausgesetzter Babys und Kleinkinder in der britischen Hauptstadt, kämpfte der aus einfachen Verhältnissen stammende Kaufmann für ein Heim für Findelkinder.
Nutters Radierung hatte das berühme Gemälde des englischen Malers William Hogarth zum Vorbild. Dieser malte 1740 ein repräsentatives, lebensgroßes Porträt von Thomas Coram und schenkte es dem Kinderheim, dessen Direktor Hogarth für einige Zeit war.
¿Der Künstler setzte mit diesem Porträt seinem Freund Thomas Coram ein Denkmal, er erhob ihn quasi in den Adelsstand¿, sagt Michael Henning, Referent am LWL-Landesmuseum. Hogarth griff damit weiteren Entwicklung der englischen Porträtmalerei bis weit ins 19. Jahrhundert voraus. 60 Jahre später nutzte der Londoner Verleger Robert Cribb das Medium der Grafik, um Hogarths ¿Captain Coram¿ einem breiten Publikum näher zu bringen.
Das Kunstwerk des Monats August ist in der Buchhandlung König im Eingangsbereich des LWL-Landesmuseums erhältlich.
Pressekontakt
Julia Haseloff, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-220, presse.landesmuseum@lwl.org, und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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