17.01.08 | Kultur Erlebte Bewegung: Ernst Ludwig Kirchner
LWL-Landesmuseum zeigt die Entwicklung vom Jugendstil zum Expressionismus
Ernst Ludwig Kirchner, "Entführung", 1905 Holzschnitt, Brücke-Museum, Berlin © Dr. Wolfgang und Ingeborg Henze-Ketterer, Wichtrach/Bern
Kirchner besuchte in München die Privatschule von Hermann Obrist, dem Propheten des neuen Stils, und lernte bei ihm "Akt" und "Komposition". Obrist verurteilte das stumpfsinnige Abzeichnen und forderte: "Die Schüler sollten nichts, gar nichts abzeichnen, was sie nicht gefesselt hat." Sie zeichneten Pflanzen, Wurzeln oder abstrakte Ornamente, bei denen eine Kurve auf die andere folgte. ¿Das Auge gerät in Bewegung, und der Betrachter empfindet das Wachsen, das Sich-Winden und das schnelle Hervorschießen einer Linie als Ausdruck des Gefühls¿, erklärt Dr. Erich Franz, Kurator am LWL-Landesmuseum.
Die Schule von Obrist verband angewandte und freie Kunst; man lernte auch das Figurenzeichnen auf neue Art. Die Akte bewegten sich, sie spielten Ball oder veränderten ihre Stellung, und in 20Minuten musste die Zeichnung fertig sein. Ein genaues Nachzeichnen, Modellieren und Schattieren war dabei nicht möglich. Schnelle Striche wurden zu Zeichen für die Bewegung der Körper. Später hat Kirchner zusammen mit seinen Künstlerfreunden solche "Hieroglyphen" von bewegten Figuren in sogenannten "Viertelstundenakten" geübt.
Ein gutes Jahr nach dem Münchner Aufenthalt gründete Kirchner im Juni 1905 in Dresden zusammen mit Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl die Künstlergruppe "Brücke". Der Ausdruck der Gefühle durch Bewegung wurde zu ihrem Programm: "Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt." Im gleichen Jahr entstand Kirchners Holzschnitt "Entführung" aus der Folge "Zwei Menschen". Das Bild zeigt einen nackten Mann, der ein widerstrebendes Mädchen davonträgt. Über dieser realistischen Darstellung sieht man ein abstraktes Jugendstilornament: Aus einer statischen Form bricht plötzlich ein kurviger Linienschwung hervor. Die Form erzeugt eine Bewegung des Auges, die der Betrachter als "Ausdruck" verspürt. Später hat Kirchner seine realistischen Darstellung direkt mit den linearen Augenbewegungen verschmolzen. Die Linienschwünge steigerten die Motive. Damit führte Kirchner den Grundsatz von Obrist weiter: "Kunst ist gesteigertes Leben."
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