31.10.07 | Kultur ¿Amor docet Musicam¿:
Lautenmusik aus dem Stammbuch des Bernhard Schenckinck im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Ein Student zwischen einem Jesuiten und einer schönen jungen Frau ¿ Rückseite eines Stammbuchblattes von Anna von der Schenckinck (+ 1628), Nichte des Dechanten.
Foto: LWL
Das Konzert bietet neben authentischer in Münster und Köln gespielter internationaler Lautenmusik eine Rezitation besonders schöner Stammbuchsprüche, mit einer Bildprojektion der Malereien und historischen Erläuterungen.
Der Eintritt beträgt 5 Euro / ermäßigt 3 ¿ zuzüglich Museumseintritt. Anmeldungen unter 0251 5907-252.
Hintergrund: Das Stammbuch des Bernhard Schenckinck 1561-1582
Während seines Studiums in Köln, ließ sich 1561 der Patrizier Bernhard Schenckinck (um 1537/38 ¿ 1597) aus Münster ein Stammbuch anlegen, heute im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. Eines der ältesten Stammbücher Kölner Studenten überhaupt, enthält es neben neunzehn Widmungen patrizischer und adeliger Studienfreunde ¿ aus Dortmund (4), Südwestfalen (7), Gelderland (3), dem Münsterland (4) und dem Rheinland auch zahlreiche Sinnsprüche und Rätsel, vor allem aber 42 Seiten mit Lautentabulaturen.
Seine historische Bedeutung ist erheblich. Als Schenckinck in Köln studierte, war die Universität im Umbruch: kurz zuvor hatten die Jesuiten eine der ¿Bursen¿ zum ¿Gymnasium Tricoronatum¿ umgeformt. Ihm gehörte wahrscheinlich auch Schenckinck an: Jedenfalls finden sich sehr prominente adelige Jesuitenschüler unter seinen Freunden, etwa die sehr viel jüngeren Caspar von Fürstenberg (1545-1618) und dessen Bruder Dietrich (1546-1618), der sich als ¿Schenckincks Söhneken¿ bezeichnete, was auf ein Tutorenverhältnis deutet. Dietrich von Fürstenberg amtierte 1585-1618 als Fürstbischof von Paderborn, holte die Jesuiten in diese westfälische Bischofsstadt und gründete 1616 dort eine Jesuitenuniversität.
An den Universitäten wurden glaubensstrenger Persönlichkeiten geformt. Daneben kam der ¿ wenn auch nur privat genossene ¿ Musikunterricht für die adeligen Schüler nicht zu kurz. Die Musikpraxis wird mit dieser Lautenmusik erstmals greifbar: lockere und unterhaltsame Verse etwa aus Ovids ¿Liebeskunst¿, Rätsel und Sinnsprüche, oft mit erotischen Anspielungen gewürzt.
Bernhard Schenckinck war der jüngste Sohn des münsterischen Erbmanns Hermann Schenckinck zu Wyck (+ um 1553/54), der als Richter und Ratsherr vor und nach der Schreckensherrschaft der sogenannten ¿Wiedertäufer¿ in Münster eine führende Rolle spielte. 1566 wählte man ihn zum De-chanten, dem Leiter des Stifts St. Mauritz vor den Mauern Münsters.
Die Edition des Seicento Verlags Emmendingen umfasst die Lautentabulaturen in moderner Umschrift, die farbige Wiedergabe aller Wappenminiaturen, Widmungseinträge und Texte mit Transkriptionen, Übersetzungen der lateinischen Verse, Kommentare, eine reich bebilderte historische Erläute-rung und schließlich eine CD mit einer Transkription der Musik in Klaviernoten.
Martin Junge / Gerd Dethlefs
Das Stammbuch des Bernhard Schenckinck 1561-1582.
LWL - Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Westfälisches Landesmuseum
Manuskript 439. Tl. 1: Die Wappenminiaturen. Tl. 2: Lautentabulaturen.
51 + 73 S. und eine CD, ISBN 3-934069-03-7, 25 ¿
Seicento Edition Emmendingen, Holbeinstr. 12, 79312 Emmendingen, Mail: seicentomu-sic@arcor.de; erhältlich auch im Landesmuseum (landesmuseum@lwl.org)
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Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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