08.09.03 | Der LWL Plakat von 1968 ist Kunstwerk des Monats
Holtfreters Plakat von 1968.
Repro: LWL
Plakate erzählen Geschichten, die sich mitunter wie in dieser Bild-Text-Montage zu einem "Schlagbild" von Geschichte verdichten. Nur das Medium Plakat besitzt diese zupackende Dynamik, "Zeitgeist" ohne Umschweife in Szene zu setzen. Mit Recht wählte deshalb auch das Berliner Deutsche Historische Museum für seine Internet-Seite zum Mythos "1968" Jürgen Holtfreters provokante Persiflage auf einen bis heute bekannten Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn.
Als passenden Blickfang findet der Betrachter in Holtfreters Version allerdings keine wettergestählte Staatsbahn-Lokomotive, sondern drei kampfgestählte "Lokomotiven der Geschichte" in Gestalt der Revolutionäre Marx, Engels und Lenin. Deren ikonenhaft erstarrte Profilbildnisse, bekannt aus der Propaganda der DDR, sind Teil eines spielerischen, mehrdeutigen "Umfunktionierens", wie es im Lieblings-Jargon der 68er-Generation hieß.
Holtfreter gelang es damit, den linkssozialistischen Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) als undogmatischen, jugendlich-spontanen Vorkämpfer der gesamten außerparlamentarischen Opposition gegen das "Establishment" des Westens aufzuwerten. Andererseits traf ein feiner Seitenhieb auch das "Establishment" des Ostens und dessen bierernsten, fast byzanthinischen Bilderkult um die drei marxistischen "Erzväter" von Ost-Berlin bis Moskau.
Das massenhaft bis in die 70er Jahre nachgedruckte Plakat gehörte damals zur Grundausstattung tausender linker Wohngemeinschaften und alternativer Szene-Treffs. Heute ist es zur musealen Rarität herangereift. Das gezeigte Exemplar erwarb das Westfälische Landesmuseum bereits vor über 30 Jahren für fünf D-Mark beim sich auflösenden SDS-Büro in Münster.
Jürgen Holtfreter (geb. 1937 in Rostock)
Plakat "Alle reden vom Wetter. Wir nicht.", 1968
(für den Sozialistischen Deutschen Studentenbund)
Farboffset, 84,8 x 59,8 cm
Inv.Nr. C 14411 LM
ca. 2853 Anschläge
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung