30.04.03 | Der LWL Schwarze Kumpel, bunte Blumen<br>Zeche Hannover zeigt zum Saisonauftakt 'Sonntagsbilder' </br>
"Im Atelier" heißt dieses Sonntagsbild von Erwin Maeder aus Hamm.
Foto: LWL
Zwei Gruppen von Laienkünstlern stehen hinter den rund 70 "Sonntagsbildern", die ab Mai im Maschinenhaus der Zeche Hannover zu sehen sind: die "Interessengemeinschaft freizeitgestaltender Bergleute Heinrich Robert" aus Hamm und Laienkünstler der Dortmunder Zechen der Gelsenkirchener Bergwerks AG. In den 1950er Jahren wurden beide Gruppen durch eine neue Sozial- und Kulturpolitik im Bergbau gefördert. "Man wollte eine gemeinsame Identität in der Bergarbeiterschaft fördern, und zwar durch Wiederbelebung alter Traditonen. Denn nach dem Krieg waren die Zechen-Belegschaften komplett neu aufgebaut worden, gleichzeitig mussten hundertausende von Zuwanderern integriert werden", erläutert Dr. Dagmar Kift vom Westfälischen Industriemuseum.
Die neue Kulturpolitik wurde getragen von der "Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V.", den Bergbaugesellschaften und Betrieben, den Gewerkschaften und Städten. Auf der Ebene der Betriebe und Zechengesellschaften entwickelten sich zwei Förderungsmuster: Einzelne Zechenleitungen unterstützten mit finanziellen oder materiellen Zuwendungen Gruppen von Laienkünstlern, in denen sich ihre Belegschaftsangehörigen zusammenfanden. Große Zechengesellschaften entwickelten ganze Ausstellungs- oder Konzertreihen und beschäftigten sogar eigene Kulturbeauftragte.
Die 1948 gegründete "Interessengemeinschaft freizeitgestaltender Bergleute Heinrich Robert" ist eine der ersten künstlerisch aktiven Werksgruppen im Ruhrbergbau der Nachkriegszeit und heute vermutlich eine der letzten. Von Anfang an gehörten zu dieser Gruppe auch
Frauen. Seit 1952 steht ihr ein künstlerischer Berater zur Seite. Schon früh ging die IG Heinrich Robert mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit. Mittlerweile kann sie auf über 90 Ausstellungen zurückblicken. Zum 55-jährigen Bestehen der Gruppe zeigt das LWL-Industriemuseum in Bochum einen Querschnitt aus dem Schaffen der letzten Jahre. Die Werke der Laienkünstler aus den Dortmunder Zechen der Gelsenkirchener Bergwerks AG entstanden zum größten Teil im Rahmen eines Kulturprogramms, mit dem die Gesellschaft zwischen 1950 und 1958 ihre Fotografen, Maler und Holzschnitzer zu jährlichen Ausstellungen aufrief. Das Spektrum der Motive reicht dabei vom "Kumpel" mit geschwärztem Gesicht, über Bilder aus der Arbeitswelt bis hin zur Blumenwiese.
"Mit ihrem künstlerischen Engagement trugen die Bergleute maßgeblich zur Entwicklung einer Industriekultur von unten bei", so Dagmar Kift. Sie hielten die spezifische industrielle Lebensform des Reviers fest, machten sie öffentlich und trugen damit zur Identitätsbildung in der Region bei. Die Bilder der Laienkünstler bildeten in diesem Sinne ein "regionales Gedächtnisarchiv". Gleichzeitig zeige der Rückblick auf die Kulturpolitik des Bergbaus in den 1950er Jahren aber auch die historische Dimension der aktuellen Diskussion um regionale Kulturpolitik. Dagmar Kift: "Heute geht es wieder darum, eine neue, nun allerdings postindustrielle Identität für das Revier zu finden."
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger, reich bebilderter Katalog erschienen (Klartext-Verlag Essen, 68 S., 7,90 �).
"Sonntagsbilder. Laienkunst aus dem Ruhrbergbau"
4. Mai bis 22. Juni 2003
Westfälisches Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Str. 251, 44793 Bochum
Öffnungszeiten: sonntags 11 - 18 Uhr
Für Gruppen jederzeit nach Anmeldung.
Info-Telefon: 0231 6961-233
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Auf Zeche Knirps beginnen am 4. Mai wieder die sonntäglichen Schichten.
Foto: LWL
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