18.01.02 | Der LWL Kunstwerk des Monats Januar: Mit dem 'Spanischen Mantel' als Schandgerät wurden Wirtshaushocker, 'unkeusche Frauen' und panschende Bauern bestraft
Der 'Spanische Mantel' aus Hiddingsel (Dülmen). Hölzener Überwurf zur Vollstreckung von Ehrenstrafen, 18. Jh. Holz, Eisen, 91 x 108 x 55 cm.
Foto: LWL
Eine dieser Ehrenstrafen, die in erster Linie abschrecken sollten, war der "schimpfliche Aufzug". Dabei wurde den Delinquenten beispielsweise im Raum Hiddingsel (heute Dülmen/Kreis Coesfeld) bis 1803 der hölzerne "Spanische Mantel" umgehängt. Mit dem 25 Kilogramm schweren Schandgerät musste der Bestrafte zur Marktzeit oder vor der sonntäglichen Messe eine festgelegte Strecke - rund um das Rathaus oder die Kirche - zurücklegen. Damit er noch mehr verspottet wurde, liefen die Schinder oder Büttel (Polizeidiener) mit einem Trommler oder Pfeifer vorweg. Ziel der Bestrafung war es, das Ehrgefühl des Bestraften öffentlich zu verspotten. Er sollte aber nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, deshalb wurde sein Körper nicht verstümmelt. Das wurde zum Beispiel bei Dieben gemacht: Ihnen wurde am Pranger ein Ohr abgeschnitten. Damit waren sie als "Schlitzohr" für ihr ganzes Leben gebrandmarkt und mussten die Stadt verlassen.
Die Form des fassähnlichen Schandgerätes und die volkstümliche Bezeichnung "Trinkertonne" deuten darauf hin, dass mit dem "Spanischem Mantel" in erster Linie Wirtshaushocker bestraft wurden. Zum Delinquentenkreis gehörten tatsächlich aber auch Täter, die im Vollrausch gewalttätig geworden waren, "unkeusche" Frauen (Ehebrecherinnen oder Mädchen mit unehelichen Kindern), denen man mit dem "Spanischem Mantel" einen undurchdringlichen Umhang verpasste, oder auch Bierbrauer, die gegen das Reinheitsgebote verstoßen hatten, indem sie das Bier gepanscht oder mit Wasser gestreckt hatten.
Das LWL-Museum hat zum Kunstwerk des Monats ein Faltblatt herausgegeben, das für zwei Mark im Museum zu erhalten ist.
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