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09.08.23 | Kultur Heilige im himmlischen Glanz

LWL-Museum für Kunst und Kultur: Goldener Altaraufsatz aus dem Kloster Varlar ist Kunstwerk des Monats

Heilige im himmlischen Glanz: Zwei Schreine vom Hochaltar-Retabel des Prämonstratenserstifts Varlar sind Kunstwerk des Monats August.<br>Foto: LWL

Heilige im himmlischen Glanz: Zwei Schreine vom Hochaltar-Retabel des Prämonstratenserstifts Varlar sind Kunstwerk des Monats August.
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Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert zwei Schreine mit vergoldeten Heiligenfiguren als Kunstwerk des Monats August. Sie stammen aus dem ehemaligen Prämonstratenserstift Varlar bei Coesfeld, wo sie Teil eines gotischen Altaraufsatzes (Retabel) waren, bis sie um 1900 in die Sammlung des Museums kamen.

Das Varlarer Retabel entstand in Flandern, vermutlich in einer Werkstatt in Brügge. In Europa gibt es verschiedene Altaraufsätze aus dieser frühen Zeit, doch keines weist die hier charakteristische Form für die Verwahrung und Präsentation von Reliquien auf. Neueste Erkenntnisse grenzen den Zeitraum seiner Entstehung auf die Zeit um 1400 ein.

Wie eine übergroße fragile Goldschmiedearbeit muten die beiden Schreine an. In den beiden Schreinteilen sind je sieben vergoldete Heiligenfiguren aufgereiht: zwölf Apostel sowie der heilige Norbert von Xanten ganz links und der heilige Kirchenvater Augustinus ganz rechts.

Auf diese beiden geht die Einrichtung des Ordens zurück. Große Teile des Altaraufsatzes sind bei Umzügen verloren gegangen, und auch der umfangreiche Reliquienschatz wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsorgt. Die zahlreichen, teils in Stoffe gehüllten Knochen lagen einst im Fach über den Figuren. Aus den Maßen der beiden Schreinkästen lassen sich die Maße des ganzen Altaraufsatzes erschließen: Mit den geöffneten Flügeln muss das Werk eine Spannweite von fast sieben Metern gehabt haben.

Die Dimensionen, die Vergoldung und der ehemalige Reliquienschatz veranschaulichen, dass das Varlarer Retabel ehemals den Hochaltar der Prämonstratenserstiftskirche schmückte. Im von der übrigen Kirche abgesonderten Bereich beteten die Kirchenleute vor dem Altar, der die meiste Zeit des Jahres verschlossen blieb. Dabei betrachteten sie die, nun nicht mehr erhaltenen Malereien auf den Außenseiten. Nur an hohen Festtagen wurden die Flügeltüren geöffnet, und der prächtige Goldglanz der Statuetten und des Schreins entfaltete seine Wirkung.

In Kooperation mit dem "Koninklijk Instituut voor het Kunstpatrimonium - Institut Royal du Patrimoine Artistique", einer staatlichen Forschungsstelle der Brüsseler Museen, untersuchte das LWL-Museum 2017 und 2018 das Material des Retabels und seine Verarbeitung. Bei der Untersuchung fiel auf, dass das verwendete Eichenholz der Schreinkästen von minderer Qualität ist und aus der Gegend um Trier oder vom Mittelrhein stammt. Das Material der Schnitzfiguren hingegen ist von bester Qualität und stammt aus dem Baltikum. Die Forscher:innen ermittelten zudem durch Auszählung der Jahresringe als frühestes Verarbeitungsjahr 1397, so dass man heute von einer Entstehung des Altars um 1400 ausgeht.

Ein Rundgang zum Kunstwerk des Monats findet im Rahmen des Langen Freitags (11.8.) um 18 Uhr mit der Kuratorin Dr. Petra Marx statt. Die Teilnahme kostet zwei Euro, Tickets gibt es im Ticketshop.

Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235, presse@lwl.org und Leonie Lieberam, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-312, leonie.lieberam@lwl.org

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