06.07.23 | Kultur Konfrontation mit der Vergangenheit
LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert das Kunstwerk des Monats Juli
Das Wartehäuschen gegenüber von Münsters Aegidiimarkt ist das Kunstwerk des Monats Juli.
Foto: LWL/Hanna Neander
1986 luden der damalige Museumsdirektor Klaus Bußmann und der Kurator Kasper König den US-amerikanischen Konzeptkünstler Adams für die Skulptur Projekte in Münster 1987 ein, eine Idee für eine Arbeit im öffentlichen Raum einzureichen. Adams schlug mit "Bus Shelter IV" ein Wartehäuschen vor, das in unmittelbarer Nähe zum Museum am Domplatz aufgestellt wurde. Bis 1992 blieb es an seinem ursprünglichen Standort erhalten und wurde anschließend von der Kent Gallery in New York erworben. Die Galerie restaurierte das Werk vollständig und verschiffte es in die USA, um es in drei internationalen Ausstellungen zu zeigen, bis es 1999 in den Besitz des Museums zurückkehrte. Im selben Jahr wurde es an der Ecke Pferdegasse / Johannisstraße permanent installiert.
Ausgestattet mit Bänken und einer Überdachung bietet die Arbeit Schutz vor Sonne und Regen sowie einen Platz zum Verweilen. Gleichzeitig flankiert sie die Wartenden jedoch auch mit historischen Fotografien. Dort, wo sonst Werbefirmen großformatige, leuchtende Flächen an beliebige Kund:innen vermieten, zeigt sie u.a. den NS-Kriegsverbrecher und Gestapo-Chef Barbie und dessen Anwalt Jacques Vergès im Gerichtssaal. Am 11. Mai 1987 war Barbie wegen seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und am 4. Juli 1987 schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Fall Barbie wurde ein juristischer Präzedenzfall und war zudem der erste französische Prozess, der vollumfänglich durch Filmkameras begleitet und dokumentiert wurde. Adams' "Bus Shelter IV" konfrontiert Passant:innen und Busreisende täglich mit einem Ausschnitt aus dieser Bilderflut und stellt die Frage nach dem komplexen Geflecht von Schuld sowie der Rolle der deutschen Gesellschaft und ihrer Mittäterschaft.
Die Publikation kann an der Museumskasse für zwei Euro erworben werden. Weitere Informationen sind zudem auf der Homepage des Museums zu finden.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Robin Hofstetter, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-220, presse.museumkunstkultur@lwl.org
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