03.03.22 | Kultur "Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer"
Fotografie-Ausstellung eröffnet Anfang Mai im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Annelise Kretschmer, Frau mit Hut, 1930.
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander
© Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Im Dezember 2019 erwarb das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) den Nachlass der Künstlerin, bestehend aus 2.600 Fotografien als Originalvergrößerungen und etwa 13.000 Negativen. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen.
Der Ausstellungstitel "Der Augenblick" greift das besondere Gespür Kretschmers beim Einfangen der Emotionen ihrer Gegenüber auf. "Dadurch gelangen ihr eindringliche Porträtaufnahmen, die als das herausragende Charakteristikum ihres Schaffens gelten", so Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Kuratorin der Ausstellung. "Neben Privatkund:innen und Kund:innen aus Kreisen der Kunst und Wirtschaft wendete sich Kretschmer nicht zuletzt ihrer eigenen Familie zu und schaffte immer wieder intime Zeugnisse ihrer vier Kinder und ihres Ehemannes Sigmund Kretschmer."
Auch ihre frühen Modefotografien seien eher dem Porträt verpflichtet als der Werbung. "Kretschmer zeigte ihre Protagonistinnen dabei selbstbewusst und unabhängig - dem zeitgenössischen Typus der 'Neuen Frau' der 1920er Jahre entsprechend. Kretschmer hatte stets den Anspruch, die wesentlichen Charakterzüge der dargestellten Person in konzentrierten Porträts zum Ausdruck zu bringen", sagt Pirisg-Marshall. Auffällig sei, dass Kretschmer ausschließlich in Schwarz-Weiß fotografierte und keinen Bedarf an Farbe sah.
Neben den Porträtfotografien werden in der Ausstellung zudem Stadt- und Reisebilder gezeigt, die Kretschmers fotografischen Blick in eine weitere Richtung lenkten. Hier war es nicht der Mensch, der ihr vornehmliches Interesse weckte, sondern vielmehr das Abseitige, das allzu oft Übersehene, das sie künstlerisch anzog: Strukturen und Formen im Wechselspiel mit Licht und Schatten auf leeren Straßen, Hausfassaden oder verregneten Fensterscheiben.
Durch ihre vielseitigen Protagonist:innen entstand ein breites Spektrum an Einzel- und Gruppenporträts. "Sie widmete sich allen Menschen vor der Kamera mit dem gleichen Einfühlungsvermögen, begleitete sie bisweilen mehrfach von Kindheit an, im Familienverbund, auf Hochzeiten, im Alltag und im Alter", so Stephan Sagurna, Fotograf im LWL-Medienzentrum für Westfalen und Co-Kurator. Auftragsbücher und zahlreiche Alben legen Zeugnis vom Geschehen im Atelier der Fotografin ab.
"Die bisweilen über mehrere Dekaden anhaltende Verbundenheit mit ihren Kund:innen erfährt in der Ausstellung erstmals eine gezielte Betrachtung," führt die Kuratorin Anna Luisa Walter aus und weist dabei auf die eigens für die Ausstellung durchgeführten Zeitzeug:innen-Interviews hin. In den Interviews berichten sie von ihren Erfahrungen vor der Kamera Kretschmers. Auczh durch die Zeitzeug:innen-Interviews bietet die Ausstellung Einblicke in das bewegte Leben Kretschmers, die als Alleinverdienerin mit dem Atelier in Dortmund ihre Familie durch schwierige Zeiten und den Krieg brachte.
Gefördert wird die Ausstellung "Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer" vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, der Kunststiftung NRW und der Kulturstiftung der Länder.
Annelise Kretschmer, Bildnis Annelise Kretschmer mit Kamera, 1928.
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander
© Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Claudia Miklis, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon: 0251 5907-168, presse.landesmuseum@lwl.org.
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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