03.02.21 | Kultur Standardwerk der Anatomie im 17. Jahrhundert
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur würdigt historisches Buch als Kunstwerk des Monats Februar
Die Ausgabe von Johannes Weslings Lehrbuch "Syntagma Anatomicum" (1659) ist ein Zeugnis historischer Leistungen in Medizin und das Kunstwerk des Monats Februar im LWL-Museum für Kunst und Kultur.
Foto: LWL/Hanna Neander
Der Autor, Johannes Wesling, wurde nach dem Medizin- und Pharmaziestudium in den Niederlanden Professor für Anatomie im norditalienischen Padua. In seinen Vorlesungen mit eigenhändiger Sezierung von menschlichen Körper vor Studierenden und zahlenden Zuschauern zeichnete er sich durch besonderes pädagogisch-didaktisches Geschick aus und publizierte neue anatomische Erkenntnisse. So gilt Wesling heute als Entdecker der milchführenden Drüsen und des Lymphsystems im menschlichen Oberkörper, aber auch der Gefäße in der Nabelverbindung zwischen Mutter und Embryo.
Mit seinem Lehrbuch konnten Studierende den Weg des sezierenden Arztes in den menschlichen Körper hinein nachvollziehen und anhand der Abbildungen die fachlichen Bezeichnungen der Körperteile, Organe und Gewebe auswendig lernen. Die anatomische Forschung und Lehre bekam durch die Ideen von Renaissance und Humanismus mit ihrer Rückbesinnung auf die Antike ab dem 15. Jahrhundert eine völlig neue Ausrichtung und Bedeutung.
Dabei gab es auch eine Verbindung von anatomischen Studien und Künstlern, unter anderem beschäftigten sich Leonardo da Vinci und später auch Rembrandt mit dem Aufbau von Lebewesen. Die enge Zusammenarbeit von Künstlerinnen und Anatomen ließ im 17. Jahrhundert medizinische Lehrbücher mit Kupferstichtafeln von außergewöhnlicher Qualität entstehen.
Ein solches Lehrbuch veröffentlichte mit der "Syntagma Anatomicum" auch Johannes Wesling. 1641 erstmals erschienen, wurde es besonders wegen des didaktischen Aufbaus und des präzisen Vokabulars in zahlreichen Auflagen und übersetzten Ausgaben in ganz Europa verbreitet. Das Exemplar der Bibliothek des LWL-Museums für Kunst und Kultur wurde 1659 in Amsterdam gedruckt.
Wesling starb in Padua am 30. August 1649, vermutlich an der Pest. Bis zu seinem Tod hielt Wesling Verbindungen zu seiner Familie nach Minden. Der Name Wesling ist daher als Familienname bis heute im Mindener Raum und nördlich davon verbreitet. Im März 2008 wurde das neu gebaute Mindener Klinikum ihm zu Ehren "Johannes-Wesling-Klinikum" genannt.
Für Martin Zangl, Bibliothekar des LWL-Museum für Kunst und Kultur, ist die "Syntagma Anatomicum" das Zeugnis einer historischen Leistung: "Wesling und seine Kollegen haben auch heute noch einen Einfluss auf die moderne Medizin, denn obwohl der Wissens-stand nicht mit dem des 16. und 17. Jahrhunderts vergleichbar ist, beginnt auch heute ein Medizinstudium für Studierende im Sektionssaal und mit einem Lehrbuch und Atlas zur Anatomie."
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