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03.12.19 | Kultur Eine impressionistische Umarmung

Lovis Corinths Kunstwerk des Monats im LWL-Museum für Kunst und Kultur

Lovis Corinths Akt "Umarmung" (1915) steht stellvertretend für sein Werk, das eine Vielzahl von Aktdarstellungen enthält, und gibt erste Hinweise auf die Ausstellung "Passion Leidenschaft" im Herbst 2020.<br>Foto: LWL/Anne Neier

Lovis Corinths Akt "Umarmung" (1915) steht stellvertretend für sein Werk, das eine Vielzahl von Aktdarstellungen enthält, und gibt erste Hinweise auf die Ausstellung "Passion Leidenschaft" im Herbst 2020.
Foto: LWL/Anne Neier
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Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster stellt im Dezember Lovis Corinths (1858 - 1925) "Umarmung" (1915) als Kunstwerk des Monats aus und gibt dadurch erste Einblicke in die Ausstellung "Passion Leidenschaft. Die Kunst der großen Gefühle" im kommenden Jahr (9.10.2020 bis 14.2.2021).

Lovis Corinth, der mit Max Liebermann und Max Slevogt zu den drei großen deutschen Impressionisten gezählt wird, war bei Zeitgenossen auch bekannt als Maler "der nackten Weiber". Tatsächlich bilden Akte neben Porträts und Historien die dritte wichtige Gruppe in seinem Werk.
Das Kunstwerk des Monats Dezember zeigt dies anschaulich: Die Kaltnadel-Radierung "Umarmung" aus dem Spätwerk des Künstlers thematisiert die erotische Begegnung eines Paares und spiegelt Corinths unbefangenen Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität. Bereits seine Lehrzeit in Königsberg, München und vor allem Paris begründeten die lebenslange Faszination für die Darstellung des nackten Körpers, denn der Akt galt als zentrales Element der traditionellen Ausbildung an den Akademien, wie sie einer erfolgreichen Künstlerkarriere oft voranging.

In der provokant offenen Darstellung orientiert sich Corinth jedoch viel mehr am Symbolismus, der um die Jahrhundertwende modern war. So interpretiert er zeitgenössische Konzepte eines "Kampfes der Geschlechter", der, von der Philosophie Arthur Schopenhauers und Friedrich Nietzsches inspiriert, im latent frauenfeindlichen Klima des ausgehenden 19. Jahrhunderts fruchtbaren Boden fand.

In der sinnlich-üppigen Bildauffassung scheint das Blatt "Umarmung" ein bewusstes, bei-nahe schelmisches Reiben an der Prüderie und Körperfeindlichkeit der Zeit zu sein. So setzte sich Corinth im Jahr 1900 gemeinsam mit anderen Künstlern vehement gegen die Einführung des Paragrafen 184 in das Reichsstrafgesetzbuch ein, der als sogenannte "Lex Heinze" die öffentliche Darstellung alles "Unsittlichen" in Kunst, Literatur und Theater unter Strafe stellte. Trotz dieser recht freigeistigen Haltung bleibt Corinths Aktdarstellung in patriarchalen Strukturen verwurzelt: Die Frau im Vordergrund des Bildes verharrt als passives Objekt für die Augen des (männlichen) Betrachters.

Seit 1978 stellt das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) jeden Monat eine Arbeit aus der Sammlung detailliert vor. Ein Text zum Kunstwerk des Monats ist im Museumsshop für 1 Euro erhältlich.

Kathrin Hajok, Mitarbeiterin des Museums und an den Vorbereitungen der Ausstellung "Passion Leidenschaft" beteiligt, stellt am Freitag (13.12.) um 14 Uhr in einem halbstündigen Gespräch Corinths Werk vor. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und André Bednarz, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-311, andre.bednarz@lwl.org

presse@lwl.org

LWL-Museum für Kunst und Kultur

Tel.: 0251 5907-210
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